68 67 66 65 64 63 62 61 60 59 58 57 56 55 54 53 (52) 51 50 49 48 47

68 67 66 65 64 63 62 61 60 59 58 57 56 55 54 53 (52) 51 50 49 48 47

Freitag, 23. August 2013

Meine Geschichte

Ich war 15 Jahre als alles begann und mein unbedarftes Leben endete.

Ich war in der 10. Klasse, Jungs wurden interessanter und der Vergleich mit anderen Mädchen immer wichtiger.
Ich hatte eine Freundin, 173cm, keine 55 Kg, lange blonde wallende Mähne.
Und ich, klein, 163cm und fett.
Ich stieg auf die Waage, wog irgendwas um die 62 Kg.
Da kam der Zeitpunkt, an dem ich eine neue Welt erschloss, die Welt des Abnehmens, in der die Waage, die Kontrolle und die Disziplin in Diktatur regieren.
Das schöne an einer Diktatur, man muss ihr nur folgen.

Somit wurde ein Ernährungstagebuch angelegt, jeden Tag protokollierte ich das Gegessene. Anfangs musste ich die Kalorien noch nachschauen. Doch schnell wusste ich alles auswendig. Ja, ich war sehr gelehrig.

Innerhalb eines Jahres nahm ich 14 Kg ab. Doch die 48 konnte ich nicht halten. Pendelte mich zwischen 51 und 53 Kg ein.

Auch nach dem Abitur blieb besagte Freundin in meinem Freundeskreis. Mit nur einem Fingerschnippen hätte sie jeden haben können, jeden. Alle liebten diese blonde Schönheit.

Dünn sein um jeden Preis, denn dann ist man beliebt und wird geliebt, war mein Fazit.

Mit 20 Jahren zog ich von zu Hause aus.
Die Freiheit wartete auf mich und ich hatte auf sie gewartet. Der Kühlschrank in der Küche meiner ersten eigenen Wohnung, nur zur Zierde.

Immer leer.

Und das Gewicht fiel.

52,51,50,49,48,47,46,45 Kg und ich fiel auch das erste Mal.
Mit dem Kopf knapp am Rand der Badewanne vorbei.

Essen?
Warum?
Scheinbar war ich doch auf dem richtigen Weg.

Mein Umfeld begann sich Sorgen zu machen.

44,43,42,41Kg

Ich ernährte mich von Äpfeln und Orangen.
An manchen Tagen sogar nur morgens Kaffee mit 0,3% Milch.
Über Tage hinweg.


Doch die 41 krallte sich lange an mir fest.

41,41,41,41
Stagnation

40 Kg
Endstation. Klinik.

Die Hose, die diese Freundin mir mal geliehen hatte, passte nicht, sie hing an mir herunter.
Ich war dünner als sie, schon längst und hatte es nicht einmal gemerkt.

In der Klinik musste ich auf 50,5 Kg kommen.
Entlassung.
Das war 2006

Bereits 2008 erneut Therapie, stationär, ambulant mit 42,4 kg.
Wieder zunehmen.

2009, 45,2 Kg.
50 kg

Ab da hab ich mein Gewicht irgendwie gehalten, Phasen ohne Waage, in denen ich aß, was mir schmeckte.
Phasen, in denen ich der Sucht nach weniger nicht widerstehen konnte, der Einladung der Anorexie, meiner ständigen Begleiterin, folgte.

Seit jeher, ein Auf und Ab.

Dünn sein, ZU dünn sein, eine Droge, einmal konsumiert, willst du sie immer wieder.

Und nun stehe ich da, wo ich heute stehe.
Zerrissen zwischen den Stimmen, die sagen, dünn sein ist nicht das Leben.
Das Leben zieht in der Zeit, in der du alles daran setzt dich zu verdünnisieren an dir vorbei.
Verschwendete Lebenszeit, die nie wieder zurückkehrt.
Sie ist verlebt.

Aber der Körper bin ich und ich bin der Körper.
Ich will ihn so haben, wie ich es mir vorstelle.

Und die Anorexie legt ihre Finger auf meine Schulter.

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Du kannst so wunderschön schreiben und ich verstehe jedes einzelne Wort von dem was du schreibst :-*:-*:-*:-*

ava hat gesagt…

Wie krass! Du hattest 40kg:-O wie lange ging das? Von 53-40kg? Jetzt hab ich deine Grösse gesehen;-)